Na gut… Dann will ich hier mal ein wenig Farbe bekennen. Ich habe diesen Thread jetzt schon eine Weile im Auge und denke, ich sollte wohl mal was dazu sagen denn.. *drumroll* ich bin Journalist. Dementsprechend habe ich vielleicht eine etwas andere Sichtweise der Problematik und, wer weiß, vielleicht hilft es ja. Anstatt auf die einzelnen Statements, die bisher gemacht wurden zurückzugreifen und euch mit euren eigenen Zitaten zu bepfeffern will ich im Folgenden mal ein wenig die Problematik beleuchten, die ich hätte, würde ich über Airsoft schreiben. Vieles wurde hier schon gesagt, aber ich würde es gerne ein wenig in Kontext bringen. Ich entschuldige mich im Vorhinein für den hier gleich entstehenden Roman und der unvermeidbaren Wiederholungen. Es soll sich keiner gezwungen fühlen, das Gebrabbel zu lesen. Dass ich mit meinem Post die eine oder andere Forumsregelung betreffend auf dünnem Eis wandere weiß ich. Wenn der Beitrag als zu haarig erachtet wird bin ich der Erste, der um Löschung bittet. Es ist auch nicht meine Absicht, mich hier als großer Aufrührer zu betätigen. Vielmehr hoffe ich einfach, eine etwas andere Perspektive bieten zu können. Für Fragen stehe ich natürlich zur Verfügung
Let‘s go…
Das erste, riesengroße Problem, das ich für die Airsoft-Gemeinde sehe ist, so lächerlich es klingt, die Passivität. Alle Stories in denen Airsoft in letzter Zeit Erwähnung gefunden hat haben sich, zumindest so weit ich mich erinnere, um Einsätze der Cobra, Betrunkene, die in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Pistolen-Replikas herumfuchteln mussten und ähnliches gedreht. Airsoft war nie die Story per se, sondern hat nur ein Element für die Geschichte geliefert. Das führt dazu, dass Airsoft selbst niemals präsentiert, sondern am Rande erwähnt wird. Und zwar immer in schlechtem Kontext und mit genügend Freiraum für die Fantasie des Lesers. Ich sage jetzt nicht: Startet eine Medienoffensive. Ich habe aber zum Teil in anderen Foren schon eine gewisse Medienscheue beobachtet, die mindestens ebenso tödlich ist. Sollte ein Medium an euch herantreten (was in den meisten Fällen nicht der Fall sein wird, selbst wenn ihr die Story seid.. aber dazu später) rate ich euch dringendst dazu, euch darauf einzulassen und zugleich darauf zu beharren, dass der betreffende Journalist sich einen umfassenden Eindruck von euch verschafft. Das bedeutet noch lange nicht, dass der Artikel positiv ausfallen wird und das kann auch niemand verlangen. Aber wenn es euch gelingt, euch ausgiebig im richtigen Licht zu präsentieren, kann das durchaus vorteilhaft sein.
Punkt zwei: Das böse W-Wort (oh wie werd ich mich in die Nesseln setzen)
Am zweiten Tag in eurem Forum ist mir ein Ausrutscher passiert. Da hab ich doch glatt meine neu erworbene ASG beim gedankenlosen vor-mich-hin-Tippen als Waffe bezeichnet. Ich weiß, dass sie es laut dem österreichischen Gesetz nicht ist. Ich weiß, dass man AEG, ASG, Sniper, Springer, Markierer oder meinetwegen auch Butterblume dazu sagt. ABER: Die Gs in ASG und AEG stehen für Gun. Die Dinger sehen aus wie Waffen. Nicht nur das. Man zahlt sogar mehr, für eine besonders detailgetreue Replik einer Waffe, die in möglichst vielen Funktionselementen dem Original entspricht. Nur weil man dem ganzen einen anderen Namen gibt, ändert das nicht viel. Ich biete hier keine Lösung für das Problem, schlichtweg, weil ich keine kenne. Wir alle wissen, warum die Dinger wie Waffen aussehen, sich wie Waffen anfühlen und abgesehen von dem tödliche-Bleiprojektile-spucken-Teil auch so funktionieren. Das Problem ist: Die anderen wissen das auch. Und wenn man ihnen dann noch so oft erklärt, dass das keine Waffe ist oder ihnen das Gesetz unter die Nase reibt kommen sie sich schlichtweg verarscht vor, was gegenseitiges Verständnis nahezu unmöglich macht.
Sieht der Bürger eine Unifurm..
Dann haben wir da das Klamotten-Problem, das auch schon angesprochen wurde. Auf den ersten Blick ein einfaches Argument: Camos sind Funktionskleidung. Man nutzt vorhandene Technologie aus dem militärischen Sektor, um unentdeckt zu bleiben. So weit, so gut. Da gibt es allerdings zwei weitere Punkte: Zum einen das Reenactment. Wie ernst es manchen mit den Battle Displays und so weiter ist, habe ich erst in den letzten Wochen in diversen Foren miterlebt. Da ich über zehn Jahre lang als Mittelalter-Reenactor unterwegs war und mir meine Klamotten mit Knochennadeln von Hand genäht habe, kann ich das Interesse daran nur zu gut nachvollziehen. Das Problem ist, dass man dadurch in eine „der wäre ja gerne“ oder „der hätte mal beim Heer bleiben sollen“-Ecke gerückt wird. Und das führt uns gleich zum anderen und damit zum Kern der ganzen Uniform-Problematik. Wir in Deutschland und Österreich leben in einer hochgradig demilitarisierten Gesellschaft. Soldaten sind bei uns die jungen Burschen, die eben müssen. Die dürfen auch ihren Spaß dabei haben, damit sies „rauslassen“ können und dann sollte auch wieder gut sein. Alles was darüber hinausgeht hat für Beobachter den Geruch von etwas Extremistischem, Verbotenem, Nationalistischem oder Kindischem. Das geht vom „Gö, schau, da spielt einer Krieg!“ bis zur Überlegung, dass sich die entsprechende Person nichts sehnlicher wünscht, als eine echte Waffe. Wiederum: Keine Lösung hier. Das ist eine Assoziation, die ein Großteil der Leute einfach im Kopf hat. Wie man dem begegnet? Ich hab keine Ahnung, wie ich darüber schreiben würde. Aber ebenso wie bei dem W-Affen Problem erreicht man mit permanentem Herunterbeten desselben Mantras wohl nicht allzu viel, solange es nicht absolut authentisch ist und auch so rüberkommt.
Das Spiel mit dem Krieg
Ich habe drei Jahre lang als Gaming-Journalist gearbeitet. Da ist keine Woche vergangen, in der nicht irgendwer auf irgendeine Weise die berühmt-berüchtigte „Killerspieldebatte“ aus dem Ärmel gezogen hat. Dass Airsoft genau in die Schiene fällt (sans der „Ich kann das Computerspiel von der Realität unterscheiden“-Argumentation. Echt im Wald zu stehen ist eben doch nochmal ein wenig realistischer) ist uns denke ich allen klar. Auch hier kann ich eigentlich fast nur das Problem ergründen. Es ist nicht so sehr das Problem, und ich schreibe das bewusst provokant, dass Airsoft eine taktische Simulation oder eine Tötungssimulation ist (nochmal: Waffenrepliken, Projektile. GANZ objektiv, völlig ohne Emotionen betrachtet). Was die Schwierigkeiten macht, ist, dass man es Airsoft ansieht. Fußball, Schach, Fangen, Mensch-Ärger-Dich-Nicht. Alles (mehr oder weniger) taktisch. Alles eine Form von Gefechtssimulationen. Fakt ist, dass sich so ziemlich jedes Spiel (außer Tetris.. ich weiß bis heute nicht, wie Tetris in die Metapher passt) egal ob digital oder analog auf einen kämpferisch/kriegerischen Ursprung zurückführen lässt. Meistens sogar leichter, als es den Betreffenden lieb ist. Aber Airsofties (hmh, ob die Bezeichnung vielleicht der Schlüssel zu einer psoitiven PR-Kampagne wäre?) tragen keine bunten Trikots. Benutzen keine Würfel. Und haben keine Sponsoren und Fanclubs. Die Erkenntnis daraus ist eine simple: Ja. Airsoft IST ein Kriegsspiel. So wie (beinahe.. verdammtes Tetris!) alle anderen Spiele auch! Wir haben ALLE das „Krieg-spielen“ in den Genen. Es ist in unserer Natur. Die meisten verstecken es nur besser. Und reagieren dann schockiert, wenn jemand anderer das nicht tut.
So, und jetzt zum Grand Finale.. nennen wir es:
Der Redakteur – ein taktisches Assessment
Journalisten sind in der heutigen Zeit permanent überarbeitet. Die meisten Printmedien haben in den vergangenen 20 Jahren ihre Belegschaft halbiert und ihre Seitenzahlen mehr oder weniger verdoppelt. Das Internet macht Recherche einfacher. Das wissen auch die Chefredakteure. Deswegen wir davon ausgegangen, dass ein Reporter bei einem Tagesmedium fähig ist, ein bis zwei Stories pro Tag zu liefern (das ist nahezu überall Minimum. Ich kenne Redaktionen, wo man nicht unter vier Artikeln das Büro verlässt. Natürlich unter Zeitdruck, damit alles in die Druckerei kommt.) Dazu kommt eine wahre Meldungsflut. Manche Ressorts sehen sich täglich einer Flut von 6-700 Meldungen gegenüber. Die gilt es allesamt zu sichten, die Relevanten herauszupicken, eventuell nachzurecherchieren (in 75% aller Fälle ohne den Schreibtisch zu verlassen, weil dazu einfach keine Zeit ist) umzuschreiben und vor allem zu kürzen. Das Resultat ist einfach: Nachrichten werden sowohl nach Informations- oder Sensationswert ausgewählt als auch danach, wie einfach sie einzupassen sind beziehungsweise wie viel vom Text wirklich neu geschrieben werden muss. Es wird so lange Information herausgestrichen, bis es in das vorgegebene Text-Shape passt, Voila! Heutzutage haben viele Journalisten nicht mehr den Luxus, sich ihre Geschichten zu suchen. Sie nehmen die, von denen sie gefunden werden. Und darin näher zu erklären, was es mit einem nebensächlichen Detail auf sich hat, ist nicht nur aus Platz-, und aus Zeitgründen unmöglich, sondern würde dem Leser auch irrelevant erscheinen, wenn man es nicht aufwändig und gut verpackt. Wenn ihr also gute Presse wollt: Macht es den Journalisten so einfach wie möglich eine publikumstaugliche Geschichte aufzuziehen. Ein neues Thema wäre es allemal. Es müsste sich nur mal jemand drübertrauen.